logo Hofheim Katholisch
4-Tagesfahrt nach Berlin – Hofheim. Die diesjährige 4-Tagesfahrt des Katholischen Frauenbunds Hofheim führte vom 4. bis 7. Juli 2016 nach Berlin. Knapp 40 Mitglieder und Gäste machten sich auf dem Weg in die deutsche Hauptstadt.

Nach einem Frühstücksstopp an der Raststätte Frankenwald wurde das erste Etappenziel Freyburg in Sachsen-Anhalt erreicht. Hier galt es die bekannte Sektkellerei Rotkäppchen zu besichtigen. Während einer Führung erfuhren wir alles über die 1856 gegründete Sektfabrik und der Sektherstellung. Ein Fass, hergestellt aus 25 Eichen mit einem Fassungsvermögen für ca. 160.000 Flaschen, konnte bestaunt werden. Im Keller wurde das Verfahren des klassischen Rüttelverfahrens vorgeführt. Es gibt einen Lichthof mit grandioser Akustik, der für Kulturveranstaltungen jeglicher Art genutzt wird. Nach einer anschließenden Sektprobe wurden im Verkaufsraum noch Sekt und diverse sektbezogene Produkte eingekauft.

Weiter ging die Fahrt Richtung Potsdam. Hier war ein Spaziergang durch den Schlosspark von Sanssouci vorgesehen. Diverse Baustellen und Umleitungen kosteten unheimlich viel Zeit, so dass beschlossen wurde, auf den Spaziergang zu verzichten und so wurde dann schließlich Berlin angesteuert.

Das Hotel lag in der Nähe des Kurfürstendamms und man hatte Blickkontakt zum berühmten KaDeWe. Nach dem Abendessen machten sich alle noch mal auf den Weg, die um Stadt in unmittelbarer Nähe des Hotels zu erkunden. Vorbei am KaDeWe, was zur Enttäuschung vieler um 20:00 Uhr schon geschlossen hatte, ging es vorbei am Europacenter mit Europauhr, zum Breitscheidplatz mit der Gedächtniskirche, dem Wasserklops (ein Brunnen) und an der nächsten Ecke dem berühmten Cafe, Kranzler (leider wegen Restaurierungsarbeiten auch geschlossen).

Am zweiten Tag führte der Weg Richtung Osten zuerst zum sogenannten Tränenpalast. Tränenpalast ist die umgangssprachliche Bezeichnung im Berliner Volksmund für die ehemalige Ausreisehalle der Grenzübergangsstelle Bahnhof Friedrichstraße in der zwischen 1961 und 1989 geteilten Stadt Berlin. Er befindet sich innerhalb der ehemaligen Osthälfte Berlins im historischen Stadtviertel Dorotheenstadt des Ortsteils Mitte. Von hier fuhren S-, U- oder Fernbahn aus der DDR nach West-Berlin. Die Bezeichnung Tränenpalast leitet sich davon ab, dass die meisten DDR-Bürger im genannten Zeitraum keine Reisefreiheit nach West-Berlin hatten und ihre westlichen Besucher hier unter Tränen verabschieden mussten. Im Tränenpalast befanden sich die Kontroll- und Abfertigungsschalter der Grenztruppen der DDR. Dieser Ort wurde zu Zeiten des Geheimdienstchefs der DDR Markus Wolf auch für den Agentenaustausch genutzt. Nach der Wiedervereinigung wurde das Gebäude unterschiedlich genutzt. Seit September 2011 findet man in dem denkmalgeschützten Gebäude die ständige Ausstellung „GrenzErfahrungen, Alltag der deutschen Teilung".
Nach so viel trauriger Ost-West-Geschichte stand eine Schifffahrt auf der Spree auf dem Programm. Bei strahlendem Sonnenschein konnten vom Wasser aus sehr viele Sehenswürdigkeiten und nach der Wende die neu erbauten Regierungspaläste bestaunt werden. Man sah unter anderem die Museumsinsel, den Berliner Dom, den Fernsehturm, den Reichstag, das Kanzleramt, die Kongresshalle, das ARD-Hauptstadtstudio sowie die Siegessäule mit „Goldelse"- die Säule trägt eine Bronzeskulptur in Form einer weiblichen Figur, der Viktoria. Sie hält in der Rechten einen Lorbeerkranz in die Höhe, in der Linken ein Feldzeichen mit dem Eisernen Kreuz. Ihr Helm ist mit Adlerflügeln geschmückt. Wegen ihrer Vergoldung wird sie von den Berlinern Goldelse genannt.
Nach der Mittagspause im Hotel ging es am Nachmittag vorbei am Schloss Bellevue, dem Sitz des Bundespräsidenten, wieder Richtung Reichstag. Im Paul-Löbe-Haus, benannt nach dem letzten demokratischen Reichstagspräsidenten der Weimarer Republik, war auf Einladung ein Gespräch mit MdB Dorothee Bär vorgesehen. Leider war Frau Bär verhindert, aber ihr persönlicher Referent Herr Ludwig Reicherstorfer hat über die Arbeit seiner „Chefin" und ihrer parlamentarischen Arbeit referiert, insbesondere über die grad laufende parlamentarische Woche mit letzten Sitzungen vor der Sommerpause. Diverse Fragen wurden gestellt und Herr Reicherstorfer hat alles kompetent und gut gelaunt beantwortet.
Anschließend ging es zu Fuß vorbei am Kanzleramt, Brandenburger Tor und Hotel Adlon zum Reichstag. Hier hieß es wieder, wie in allen Regierungsgebäuden, die Personenkontrolle über sich ergehen zu lassen. Endlich durchgeschleust, ging es auf die Besuchertribüne. Ein Mitarbeiter erläuterte, gespickt mit Anekdoten, alles Wissenswerte über dieses Gebäude und seine Funktionen und dem Plenarsaal. Danach galt es von der Dachterrasse aus die Kuppel zu ersteigen. Hier hatte man eine herrlichen Rundblick über Berlin und da das Wetter es gut meinte, auch einen enormen Weitblick.
Dann hieß es wieder die Personenkontrolle im Paul-Löbe-Haus zu durchlaufen, denn hier befindet sich außer diversen Sitzungs- und Büroräumen auch die Gästekantine, wo die Gruppe zum Abendessen mit Kartoffelsuppe eingeladen war. Man hatte beim Essen einen herrlichen Blick auf den Spreebogen. Ein Regenbogen im Abendlicht verzauberte die eh schon gute Stimmung.
Am dritten Tag hieß es bei einer ganztägigen Stadtrundfahrt die Bundeshauptstadt Berlin weiter kennen zu lernen. Der gut gelaunte Stadtführer Marcel hat mit seinen Ausführungen alle begeistert. Der Bus fuhr wieder Richtung Berlin Mitte, vorbei am großen Stern mit Siegessäule und Brandenburger Tor. Es musste wieder ein Umweg gefahren werden, da die Straße des 17. Juni wegen der Fanmeile zur Fußball-Europameisterschaft großräumig gesperrt war. Der erste Stopp war das Holocaust-Mahnmal Dieses Denkmal steht für   die ermordeten Juden Europas. Es besteht aus einem wellenförmigen Feld mit 2711 Stelen und soll die Besucher mit dieser abstrakten Form zum Nachdenken anregen. Der unter dem Holocaust-Mahnmal gelegene "Ort der Information" dokumentiert die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden.
Auf der Weiterfahrt durch die Bezirke Neukölln, Kreuzberg und Tempelhof mit dem alten Flughafen kamen wir dann zum ehemaligen Grenzübergang Oberbaumbrücke und der nah gelegenen East Side Gallery.
Das Denkmal East Side Gallery in Berlin-Friedrichshain ist eine dauerhafte Open-Air-Galerie auf dem längsten noch erhaltenen Teilstück der Berliner Mauer in der Mühlenstraße zwischen dem Berliner Ostbahnhof und der Oberbaumbrücke entlang der Spree. Im Frühjahr 1990, nach der Öffnung der Berliner Mauer, wurde dieses Teilstück von 118 Künstlern aus 21 Ländern auf einer Länge von 1316 Metern bemalt. Die Künstler kommentierten in gut einhundert Gemälden auf der ehemals Ost-Berlin zugewandten Seite der Mauer mit den unterschiedlichsten künstlerischen Mitteln die politischen Veränderungen der Jahre 1989/90. Wegen städtebaulicher Maßnahmen ist sie mittlerweile nicht mehr durchgehend erhalten, und anstelle der Originale von damals existieren heute nur noch die im Jahr 2009 entstandenen Repliken. Die eigentliche Grenze bildete an dieser Stelle das Kreuzberger Ufer der Spree.
Die Fahrt führte weiter vorbei am Roten Rathaus, dem Sitz des Berliner Senats, und dem Alexanderplatz mit Fernsehturm. Hier konnte man erfahren, dass sich in Höhe von ca. 200 Metern ein Restaurant in Kugelform befindet, das sich in einer Stunde zweimal um die eigene Achse dreht. Bei Sonnenschein erscheint auf der Kugel eine Reflexion in Form eines Kreuzes. In Anspielung auf die atheistische Ideologie der DDR-Regierung wurde dieses Phänomen von der Bevölkerung als „Rache des Papstes" bezeichnet.
Weiter ging es zum Berliner Dom. Hier haben alle um 12:00 Uhr eine kurze Andacht besucht. Das war in diesem Gebäude schon wieder etwas ganz Besonderes.
Ein Halt am Gendarmenmarkt diente der Mittagspause. Die Zeit reichte aus, kurz einen Blick in die Galerie Lafayette zu werfen, eine große traditionsreiche französische Warenhauskette mit Stammhaus in Paris.
Das nächste Ziel war die Gedenkstätte in der Bernauer Straße. Die offizielle Gedenkstätte zur Erinnerung an die Mauerzeit befindet sich in der Bernauer Straße. Die Straße, die die Grenze zwischen Wedding (West) und Mitte (Ost) markierte, war Ort tragischer Fluchtschicksale. Menschen aus dem abgeriegelten Ost-Berlin stürzten sich aus den Fenstern ihrer Häuser, um in den freien Westen zu gelangen. 37 Jahre nach dem Beginn des Mauerbaus, am 13. August 1998, weihte Berlin die Mauergedenkstätte an der Ecke Ackerstraße ein.  Ein dazugehöriger Wachturm im historischen Originalzustand wurde nachträglich innerhalb der Anlage errichtet. Der ursprüngliche Wachturm war kurz nach dem Mauerfall beim Rückbau entfernt worden und in Privatbesitz. Später wurde dieser Turm über ebay ersteigert wieder auf diesem Gelände aufgebaut.
Die Fahrt ging weiter zu den Hackeschen Höfen am Hackeschen Markt. Die Hackeschen Höfe bilden das größte geschlossene Hofareal Deutschlands und stehen seit 1972 unter Denkmalschutz. Die Nutzung des Gebäudekomplexes war wie in vielen Berliner Hinterhöfen eine Mischung aus Büros, Gewerbe, Stockwerkfabriken und Wohnungen. Unser Stadtführer Marcel führte uns durch die weitläufig miteinander verbundenen Höfe.
Auf dem Rückweg ging die Fahrt noch vorbei am Checkpoint Charly, dem damaligen Grenzübergang für Ausländer und am Potsdamer Platz. Durch das zu DDR-Zeiten brachliegende Areal (Niemandsland) verlief die Mauer. Nach dem Mauerfall ließen sich am Potsdamer Platz namhafte Firmen aus aller Welt mit ihren neu erstellten Prunkbauten nieder. Aus der Zeit von vor dem Krieg erinnert nur noch eine Nachbildung des Verkehrsturms (der Ampel) von 1924.
Nach der Rückkehr verblieb vor dem Abendessen noch eine ¾ Stunde Zeit, die viele für einen kurzen Bummel durchs KaDeWe nutzten.
Am vierten Tag hieß es Abschied nehmen von Berlin. Vorbei am Funkturm und Kongresszentrum ging es über die Avus wieder auf die Autobahn und weiter in die Lutherstadt Wittenberg. Dort warteten zwei Stadtführer darauf, der Gruppe die Stadt zu zeigen. Begonnen wurde mit der Schlosskirche, wo im Oktober 1517 Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasshandels an die Tür schlug. Er veränderte damit nicht nur die kirchliche Welt, sondern setzte eine Reformation in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Kultur in Gang. Im Jubiläumsjahr 2017 feiert die Lutherstadt Wittenberg diese 500 Jahre der Reformation mit kirchlichen und kulturellen Veranstaltungen, Tagungen und großen Ausstellungen. Im Mittelpunkt des Reformationsjubiläums 2017 steht Luthers Erkenntnis der „Rechtfertigung aus Gnade". Die Grabstätte Martin Luthers befindet sich in der Schlosskirche. Der Weg führte weiter zum Marktplatz mit Rathaus und Luther-Denkmal zur Kirche St. Marien, wo Luther seine wichtigsten Predigten gehalten haben soll. Wir erfuhren jede Menge über die altehrwürdige Wittenberger Universität Alma Mater Leucorea, die im Jahr 1502 gegründet wurde.
Die wichtigsten Gelehrten dieser Zeit studierten und lehrten in der Universität Leucorea, so auch Martin Luther und Philipp Melanchthon.
Die Gebäude sind, bis auf das Augusteum, heute nicht mehr original erhalten. Im Jahr 1994 wurde die Stiftung Leucorea mit dem Ziel gegründet, wieder akademisches Leben an der Stelle zu etablieren, wo vor 500 Jahren eine der renommiertesten Universitäten stand. Nach der Zusammenführung mit der Universität Halle (Saale) ist in der Lutherstadt Wittenberg jetzt wieder ein Campus zum Lernen und Forschen entstanden.
Am Ende des Rundgangs erfuhren wir in einem persönlichen Gespräch mit unser Stadtführerin Frau Dr. Monika Kaiser, dass sie selbst auch in Berlin Mitglied des Katholischen Frauenbunds sei. Zufälle gibt's!
Bevor die Reise zu Ende ging, gab es noch eine Einkehr zum Abendessen in Würgau bei Bamberg.
Rechtzeitig zum Halbfinalspiel der Fußball Europameisterschaft kamen wir wieder In Hofheim an.
Der Katholische Frauenbund Hofheim hat seinen Mitgliedern mit dieser 4-Tagefahrt wieder ein unvergessliches Erlebnis geboten. Alle waren zufrieden, selbst das Wetter hat es gut gemeint.

Marion Woywode

­