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Der Katholische Frauenbund Hofheim hat zu seiner jährlichen Viertagesfahrt diesmal ins Münsterland eingeladen.36 Mitglieder und Gäste machten sich am Montag Morgen, 3. Juli 2017 auf den Weg Richtung Nordrhein-Westfalen. Nach einer Sektpause ging es direkt nach Lippstadt, auch Venedig Westfalens genannt

Gleich nach dem Einchecken im Hotel stand eine Stadtführung auf dem Programm. Lippstadt wurde 1185 als Planstadt gegründet und ist damit die älteste Planstadt Westfalens. Heute gehört Lippstadt zum Kreis Soest. Die Lippe, der Fluss, dem Lippstadt seinen Namen verdankt, prägt mit seinen kleinen Kanälen und Seen das Stadtbild. Sehenswert waren im historischen Stadtkern der Bürgerbrunnen mit seinen beweglichen Figuren, die Marienkirche, die Nicolaikirche, die Brüderkirche, die Stiftsruine, das historische Rathaus, das Stadtmuseum und vieles mehr. Unsere Stadtführerin hatte zum Abschied eine Überraschung und verteilte an alle einen Schokoladengruß aus der ortsansässigen „Pralinothek Peters“. Nach der Führung war noch ausreichend Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Es gab jede menge Geschäfte zum Shoppen, Eisdielen zum Erfrischen oder Biergärten, um den Durst zu stillen.

Am Dienstag ging es dann ins Herz des Münsterlandes nach Münster, der Stadt des westfälischen Friedens und der Fahrradstadt Nr. 1 in Deutschland. Bei der Stadtführung sahen wir die beiden wichtigsten Kirchen in der Stadt, den St.-Paulus-Dom, dessen erster Bau bereits 805 begonnen wurde, und die Lambertikirche. 
Das Erscheinungsbild der Innenstadt ist geprägt durch die vielen Giebelhäuser. Sie ist seit dem 12. Jahrhundert fast vollständig erhalten geblieben, obwohl die einzelnen Gebäude selbst überwiegend zerstört und wiederaufgebaut wurden. Andererseits entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg vom Aussehen her entweder funktionelle oder moderne Gebäude in direkter Nachbarschaft. Deutlich wird dies am Beispiel des Krameramtshauses von 1589, neben dem 1993 das Glas-Beton-Bauwerk der Stadtbibliothek entstanden ist. An den Prinzipalmarkt schließt sich eine der ältesten Marktstraßen Münsters an, der Roggenmarkt. Seinen Namen bekam er, weil auf diesem Markt hauptsächlich mit Roggen und anderem Getreide gehandelt wurde. Hier ließ es sich unser Stadtführer nicht nehmen, jedem ein Stückchen Pumpernickel anzubieten. Dieses besondere Vollkornbrot aus Roggenschrot hat seinen Ursprung in dieser Gegend und wird bis heute gern und viel gegessen. 
Teil des Prinzipalmarktes ist das Wahrzeichen der Stadt, das historische Rathaus mit dem originalen „Friedenssaal“, in dem zwischen 1643 und 1648 die Verhandlungen zum Westfälischen Frieden stattfanden und am 15. Mai 1648 der Friede von Münster geschlossen wurde. Direkt vor diesem Rathaus verteilte unser Stadtführer große Bleilöffel und wir konnten daraus einen klaren „Schnaps“ schlürfen. 
Nach Ende der Führung haben viele in der anschließenden Freizeit die Gelegenheit genutzt, die Mittagsmesse im Dom zu besuchen.

Am Nachmittag führte unsere Route zum Schloss Nordkirchen, dem „Westfälischen Versailles“. Diese barocke denkmalgeschützte Wasserschlossanlage liegt rund 25 Kilometer von Münster entfernt. Bei einer Führung durch das Schloss und die dazugehörigen Parkanlagen erfuhren wir viel über die früheren Besitzer, die Familien von Plettenberg und Arenberg sowie vom Grafen Esterhazy. Immer wieder musste das zeitweise herunter gekommene Gebäude von seinem neuen Besitzer saniert werden. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges verfiel die Anlage allmählich. 1949 mietete das Land Nordrhein-Westfalen das Schloss an und betrieb in den zwischenzeitlich einsturzgefährdeten Schlossgebäuden nach einer ersten Renovierung ab 1950 seine Landesfinanzschule, aus der später die Fachhochschule für Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen entstand. 1958 erwarb das Land die Schlossinsel samt
Hauptgebäude sowie einen Teil des Schlossparks und startete eine langjährige Restaurierungskampagne, die mit der Wiederherstellung der barocken Venusinsel nördlich des Schlosses 1991 ihren vorläufigen Abschluss fand. Erweiterungsbauten für die Fachhochschule wurden insbesondere 1970/1971 an den Rändern des Schlossparks errichtet. 

Schloss und Park wurden von der UNESCO als „Gesamtkunstwerk von internationalem Rang“ für schutzwürdig erklärt. Die Gebäude beherbergen noch heute die Fachhochschule für Finanzen Nordrhein-Westfalen mit rund 1000 Studierenden. Im Gewölbekeller ist ein Restaurant untergebracht. Einige Bereiche des Schlosses sind für Besucher freigegeben und können im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Der Schlosspark ist ebenfalls für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Schlosskapelle kann für Trauungen angemietet werden; es werden dort durchschnittlich 700 Hochzeiten im Jahr geschlossen.

Am dritten Tag fuhren wir nach Warstein zur Besichtigung der gleichnamigen Brauerei. Gleich zu Beginn bekamen wir im Besucherzentrum bei einer Filmvorführung im Rotarium, einem Kino, bei dem die Zuschauer auf einer Drehplattform einen Blick auf die 360-Grad-Leinwand hatten, jede Menge Information über die Brauerei, die seit über 260 Jahren ein Familienunternehmen ist und heute der Familie Cramer gehört, und über den Prozess des Bierbrauens. Während einer Fahrt mit einem Bus mit mehreren Anhängern erhielten wir einen Eindruck über das riesige Areal samt eigenen Gleisanschluss mit Container- Terminal, das rund 53.000 Quadratmeter misst. Bei der Fahrt ging es auch durch diverse
Hallen, in denen einzelne Arbeitsprozesse bestaunt werden konnten. Es wurden ua. Flaschen und Fässer gereinigt und mit Bier befüllt, Flaschen wurden etikettiert und für den Versand in alle Welt fertig gemacht. Erstaunt war jeder über die gewaltigen Ausmaße. Danach ging es endlich in den Biergarten und es gab einen guten Eintopf und natürlich Bier. 

Die Weiterfahrt durchs Sauerland führte uns an den Möhnesee, dem „Westfälischen Meer“. Mit einem Schiff ging es dann bei herrlichem Sonnenschein über diesen Stausee. An Bord hatte man bei Kaffee, Kuchen oder Eis einen guten Blick über den gesamten See und auf die Staumauer. 
Nach der Rückkehr hatten alle noch freie Zeit um Lippstadt noch ein bisschen besser kennen zu lernen. Nach dem köstlichen Abendessen trafen wir uns nochmals im hoteleigenen Biergarten idyllisch gelegen an einem Wasserrad direkt an der Lippe.


Am Donnerstag nach dem Frühstück wurden dann die Koffer verladen und wir verließen Nordrhein-Westfalen Richtung Hessen. In Kassel wurden wir von einem Stadtführer zu einer Stadtrundfahrt erwartet. Zuerst bestaunten wir die Orangerie in der Karlsaue. Auf dem Friedrichsplatz erfuhren wir einiges über die Documenta, die weltweit die bedeutendste Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst ist. Sie findet alle fünf Jahre statt und dauert jeweils 100 Tage; sie wird daher auch als Museum der 100 Tage bezeichnet. Die erste Documenta wurde 1955 veranstaltet und ging auf die Initiative von Arnold Bode zurück. Beeindruckend war der Blick auf das „Parthenon“ der Bücher. Das Projekt der Künstlerin Marta Minujín, setzt ein Zeichen gegen das Verbot von Texten und die Verfolgung ihrer Verfasser. Bis zu 100.000 einst oder gegenwärtig verbotene Bücher aus der ganzen Welt werden für die Realisierung des Werks auf dem Kasseler Friedrichsplatz benötigt, dort, wo am 19. Mai 1933 im Zuge der sogenannten „Aktion wider den undeutschen Geist“ rund 2.000 Bücher von den Nazis verbrannt wurden. 1941 fing das Fridericianum – das damals noch als eine Bibliothek genutzt wurde – während eines Bombenangriffs der Alliierten Feuer und ein Buchbestand von rund 350.000 Bänden ging verloren. Die Installation The Parthenon of Books wird nach Vorbild des Tempels auf der Athener Akropolis in Kassel errichtet, der ästhetisch und politisch das Ideal der ersten Demokratie repräsentiert. Minujíns The Parthenon of Books geht zurück auf eine Installation aus dem Jahr 1983 mit dem Titel El Partenón de libros, die kurz nach dem Zusammenbruch der argentinischen zivil-militärischen Diktatur genau jene Bücher zeigte, die während der Diktatur verboten waren. Nach fünf Ausstellungstagen kippten zwei Kräne die Installation leicht zur Seite, so dass die Anwesenden die Bücher mitnehmen konnten. Auch für den Parthenon in Kassel ist zum Ende der documenta 14 eine gemeinsame Aktion mit der Öffentlichkeit geplant, um die Bücher wieder kursieren zu lassen. Derzeit sind etwa 50.000 Bücher ausgestellt. Wirklich enorm, wenn man genauer hinschaut und erkennt welche Bücher dort mit ausgestellt und somit irgendwann oder irgendwo verboten sind oder waren; z.B. Harry Potter oder Sakrileg von Dan Brown. 

Weiter ging es hinauf zur Wilhelmshöhe, einem Bergpark, der sich im westlichen Stadtgebiet Kassels im Habichtswald befindet, und seit Juni 2013 als UNESCOWeltkulturerbe anerkannt ist. Er ist der größte angelegte Bergpark Europas. Darin befinden sich das Schloss Wilhelmshöhe, die Löwenburg und mit dem Herkules, einer riesigen Statue, die den griechischen Halbgott Herakles darstellt, und das Wahrzeichen der Stadt ist. Von dort oben hat man einen wunderschönen Blick auf den Wasserfall; im Sommer können regelmäßig Wasserspiele bestaunt werden. 

Die Heimreise wurde fortgesetzt Richtung Rhön. In Speicherz nahe Bad Brückenau gab es dann im Gasthof zum Biber die Abendeinkehr. Bei einem guten Essen und Bier oder Frankenwein wurde angeregt über die vergangenen vier Tage geplaudert.

Fazit: es war wirklich sehr schön, alle waren zufrieden, es gab gar nichts zu beanstanden. Gespannt sind alle, wo der Frauenbund uns im nächsten Jahr hinführt. Auf jeden Fall sind wir dann alle wieder mit dabei.

Marion Woywode

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