Impuls

Gedanken zum 2. Fastensonntag
Evangelium: die Verklärung Jesu auf dem Berg
Petrus ist sprachlos, als er das auf dem Berg Tabor erlebt. Zwei Propheten, Elia und Mose erscheinen Jesus in einem hellen Licht auf dem Berg. Petrus ist sprachlos, weil er vom gesehenen überwältigt wird. Als er doch Worte findet, sagt er: Herr lass uns Hütten bauen, für dich, für Mose und Elija. Im Evangelium heißt es weiter: Er wusste aber nicht was er sagte. Also eigentlich wirres Zeug. Aber Petrus ist anscheinend nicht der große Redenschwinger, sondern eher der Macher. Er will diesen Moment festhalten, nicht nur im Gedanken, sondern in der Realität. Er will es greifbar - begreifbar machen.
In der Pfarrei Hofheim wurden in dieser Woche auch "Hütten gebaut", aus dem Pfarrsaal ist eine Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine geworden. Wir vom Pfarr-Team und viele freiwillige Helferinnen und Helfer haben diese "Hütten", dieses Feldbett-Lager mit dem THW aufgestellt, weil wir es auch nicht begreifen können. Wir können es nicht begreifen, dass Menschen aus ihrer Heimat fliehen müssen, weil Krieg herrscht, weil ihre Wohnung zerbombt ist oder weil ihre Stadt angegriffen wird. Es ist ein Beitrag, den Menschen zu helfen, weil wir sonst gegen den Krieg nicht viel ausrichten können. Manchmal bin auch ich sprachlos, manchmal verstehe ich diese Welt auch nicht und manchmal bin ich einfach so wie Petrus, der, der etwas anpacken will. Manchmal steh ich aber auch nur da und staune, so wie in den letzten Tagen über die riesige Hilfsbereitschaft so vieler Menschen. Manchmal ist es an der Zeit zu staunen, manchmal braucht es gar nicht viele Worte, sondern helfende Hände.

Gedanken zum 1.Fastensonntag
Wovon das Herz voll ist, quillt der Mund über.
So heißt es in einem Sprichwort. Das sah der Apostel Paulus wohl auch so, wie wir in der neutestamentlichen Sonntagslesung hören (Röm 10,8-13): Wer von ganzem Herzen an Jesus Christus glaubt, der wird das nicht für sich behalten, sondern anderen von Jesus erzählen und nach seinem Beispiel handeln – auch im Vertrauen auf ewige Gemeinschaft mit ihm über den Tod hinaus.
Und wie ist es bei mir? Wovon ist mein Herz so voll, dass ich allen anderen davon erzählen muss?
Gibt es etwas, das mich an meinem Glauben besonders begeistert?

Gedanken zum 8. Sonntag im Jahreskreis C
Eigentlich hab ich gedacht, dass ich für heute einen Text schreibe, der zum Fasching passt, doch die Ereignisse dieser Woche haben meine Gedanken über den Haufen geworfen.
Es ist Krieg!
Nicht irgendwo in der Welt, was schon schlimm genug ist, dass das immerzu irgendwo auf der Welt so ist. Es ist Krieg in Europa!
Im heutigen Evangelium lautet ein Satz: "Kann ein Blinder einen blinden führen? Werden dann nicht beide in die Grube fallen."
Ich denke, der Blinde Führer ist schon in die Grube gefallen, und zieht nicht nur ein Land, sondern noch viel mehr mit hinein. Leider sind so viele Menschen blind beziehungsweise verblendet von ihren Ansichten, dass sie gar nicht merken, wenn sie auf dem falschen Weg und vielleicht auf dem Weg in die Grube, in diesem Fall, den Krieg sind. Lange genug haben Politiker und andere Mächtige zu gesehen, wie es immer weiter an den Abgrund ging. Aber was ist mit uns, die wir nicht die Macht in unsren Händen halten? Was kann ich für den Frieden unternehmen? Zuerst bei mir selbst damit anfangen! Mir die Frage stellen: bin ich mit mir "zufrieden"? Schließe ich Frieden mit anderen? Oder versuche ich auch lieber den Splitter aus dem Auge des Anderen zu ziehen und meinen Balken sehe ich gar nicht? Auch diese Frage stellt uns Jesus im Evangelium.
"Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor und der böse Mensch bringt aus dem bösen das Böse hervor. Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund."
Mit diesem Satz möchte ich heute die Gedanken beenden und euch bitten, macht euren Mund auf, wenn irgendwo Unrecht geschieht und betet für den Frieden!

Gedanken zum 7.Sonntag im Jahreskreis
Bedingungslos friedfertig und liebevoll
Immer noch schauen Europa und Amerika angespannt auf die Grenze zwischen Russland und der Ukraine. Verhandlungen werden und wurden geführt, Hoffnung auf einen Truppenabzug und Entspannung entstand und doch merkt man in den Nachrichten nach wie vor gegenseitiges Misstrauen. Spannungen und Konflikte sind entstanden, die bis in Familien hinein reichen.
Wie gut und gleichzeitig herausfordernd ist da das Wort Jesu, dass er im Sonntagsevangelium an die Menschen seiner Zeit richtet: Liebt eure Feinde, tut jedem Gutes. Geht miteinander menschlich um. Die von ihm geforderte bedingungslose Friedfertigkeit braucht Mut und wird nur funktionieren, wenn alle versuchen, ihr Bestes dazu beizutragen. Das gilt im Kleinen wie im Großen. Und auch wenn jeder einzelne für sich die Probleme dieser Welt und unserer Gesellschaft nicht lösen kann, ist es doch ein Versuch wert, sich im eigenen Umfeld immer wieder um einen aufrichtigen, fried- und liebevollen Umgang miteinander zu bemühen.

Gedanken zum 6. Sontag im Jahreskreis
Vor etlichen Jahren habe ich einmal einen Spielfilm im Fernsehen gesehen, ich weiß zwar nicht mehr, wie dieser Streifen hieß, ich hatte auch die ersten Minuten gar nicht geschaut, aber ich bin beim Zappen da hängengeblieben. Es ging darum, dass in Jerusalem ein Stein -Sarkophag gefunden wurde, mit der Aufschrift Jehoschua, ben Joseph, an den Knochen, die sich darin befanden, waren noch Reste von einem Nagel zu finden und der Leichnam wies Wunden von Geißelung und Kreuzigung auf. Die Forscher waren sich einig, das ist Jesus, den die Christen als den Erlöser verehren.
Die Geschichte ging um die Welt, und was geschah? Die Menschen glaubten nicht mehr an die Auferstehung, es wurden auf den Gräbern der Verstorbenen keine Kerzen angezündet, es läuteten keine Glocken mehr.
Liebe Schwestern und Brüder, Gott sei Dank – im wahrsten Sinn des Wortes – Gott sei Dank war es nur ein Film.
Auch im Korintherbrief (1Kor 15,12.16-20), den wir als Text der 2. Lesung haben, geht es darum, dass einige die Auferstehung leugnen. Paulus setzt ganz klare Worte: Wenn Tote nicht auferweckt werden, ist Christus nicht auferweckt worden, dann ist unser Glaube nutzlos. Wir wären nur auf dieser Welt um im Hier und Jetzt zu leben. Wenn ich meinen Glauben an die Auferstehung und an ein Leben nach diesem Leben nicht hätte, was wäre es dann für mich? Nach dem Tod – Aus, Ende, nicht mal Amen?
Daran kann und will ich nicht glauben, dass alles Sinnlos wäre. Ich glaube an die Auferstehung, auch wenn ich nicht weiß, wie es sein wird.
Wenn ich mir das Evangelium (Lk 6,17.20-26) ansehe, dann bekomme ich aber eine Vorahnung, wie es sein wird, wenn Jesus die Armen und die Hungernden seligpreist, Gott lässt uns nicht einfach allein in unserer Welt, er wird uns auch nicht im Tod lassen. Das Reich, dass Jesus angekündigt hat, es wird wahrhaft himmlisch, die Menschen, die jetzt nicht auf der Sonnenseite stehen, die werden die seligen sein. Diejenigen, die jetzt belächelt oder sogar beschimpft werden, weil sie sich zu Gott bekennen, zu ihrem Glauben, zur Kirche Jesu, sie werden ihren Lohn erhalten.
Aber Jesus ist nicht der Softi, der weichgespülte Prediger, für den ihn viele halten. Er Sagt auch die „Weh-Rufe“ – Weh euch…
Und ich denke, es geht ihm nicht darum, wenn er sagt, Weh euch reichen, weh euch satten, weh euch, die ihr jetzt lacht, um die Menschen, die fröhlich sind, die zu Essen haben oder ein gut gefülltes Konto, ihm geht es hier um die Menschen, die von ihrem vielen nichts abgeben wollen, weil sie nur den Mammon im Sinn haben und nicht die Armen, die seliggepriesen werden. Hier geht es Jesus um die, die nicht mit anderen, sondern über andere lachen, weil sie selbstgerecht und selbstverliebt sind.
Ich wünsche uns, dass wir unsere Hoffnung wirklich in Christus und seine Frohe Botschaft setzen können, nicht nur für diese Welt hier, sondern wirklich unsere Hoffnung setzen auf ein Leben in Gott.

Gedanken zum 5. Sonntag im Jahreskreis C Lk5,1-11
Leinen Los!
Man müsste, man sollte, man könnte…
Kenne ich selber auch nur zu gut. Man müsste doch mal das ein oder andere im Haus, an der Wohnung, im Garten oder sonst wo machen, worauf ich aber so gar keine Lust habe. Man sollte vielleicht mal einen Konflikt ansprechen, der schon lange vor sich hin brodelt, aber keiner was sagt. Und man könnte doch auch ganz grundsätzlich mal alles – oder zumindest einiges – anders machen.
Aber traue ich mich das? Mal nicht so weiter machen wie bisher, was Neues auszuprobieren, von dem ich nicht weiß, was passieren wird?
Das Sonntagsevangelium macht dazu Mut: Jesus ist am See Genezaret. Am Ufer sind ein paar frustrierte Fischer bei der Arbeit. Sie haben die ganze Nacht nichts gefangen. Auf Jesu Geheiß hin fahren sie aber nochmal raus. Vollkommen unsinnig aus Sicht eines Fischers, dessen Familie schon seit Generationen weiß, dass man nur nachts einen erfolgreichen Fang machen kann. Doch er lässt sich darauf ein und sein Vertrauen auf Jesus, sein Mut Neues zu wagen, wird belohnt.
Für mich ein Impuls, auch mal in meinem eigenen Leben mal zu sagen „Leinen Los!“ Das abzuwerfen was überholt oder unpassend geworden ist, was lähmt oder fesselt. Darauf vertrauen, dass der Heilige Geist frischen Wind bringt und mich den richtigen Kurs einschlagen lässt. Einfach mal den Mut zu haben, etwas zu verändern und zu sehen: Es ist gut.

Gedanken zum 4. Sonntag im Jahreskreis
„Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.“
Jesus spricht in der Synagoge von Nazareth. Sein Wort verärgert viele. Die Menschen geraten in Wut, wollen ihn töten, denn was er sagt, passt nicht ins althergebrachte Bild.
„Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.“
Jesus kehrt den Menschen, die nicht einsehen wollen, den Rücken, ohne etwas zu sagen, jedes Wort jede Diskussion wäre verschwendete Zeit.
Momentan kehren auch wieder viele Menschen der Kirche den Rücken, weil sie verärgert sind, weil es in der Kirche Vertuschung und Missbrauch gibt.
Damit muss Schluss sein, keine Frage!
Glaube ist immer Sache der Gemeinschaft. Ich kann jeden verstehen, der bei den aktuell aufgedeckten Verfehlungen der Kirche den Rücken kehrt, oder sich schämt zur Kirche zu gehören. Mit geht es nicht anders. Doch wenn wir hier vor Ort aufgeben, was bleibt dann vom Geist Jesu übrig? Was bleibt in den kleinen Gemeinden, in denen Kirche oft das einzige ist, was vor Ort noch da ist, wo ich mich treffen kann um gemeinsam zu singen und zu beten. Was bleibt dann von Jesu Kirche der Nächstenliebe und der Freude am Leben übrig, wenn wir gehen?
„Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.“
Wir als Seelsorgeteam versuchen vorerst nicht weg zu gehen und auch weiterhin so gut wie es geht für euch da zu sein.
Sprecht uns vom Pastoralteam an, wir sind für Euch da!

Gedanken zum 3. Sontag im Jahreskreis C
Gemeinde – Gemeinschaft?
An diesem Wochenende stellen sich einige Firmlinge unserer Pfarreiengemeinschaft im Gottesdienst vor. Im Unterschied zu ihrer Taufe, werden sie an der Firmung nun selber ihren Glauben bekennen und damit zeigen: Sie wollen ein Teil der Gemeinschaft der Christen sein.
Doch was ist das für eine Gemeinschaft, für die sich manche bewusst entscheiden, in die so viele ihre Freizeit investieren und sie mitgestalten, zu der auch Menschen gehören, die man bei den typisch kirchlichen Angeboten wohl eher nicht sehen wird und der manche auch den Rücken kehren, weil sie enttäuscht und verärgert sind?
Der Apostel Paulus bringt es in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth gut ins Bild. Er vergleicht die Gemeinschaft der Christen mit einem Körper. Kein Körperteil ist wie das Andere. Trotzdem gehören alle zum Körper. Wenn eines leidet, leiden alle mit und wenn sich eines freut, freuen sich alle mit.
Kirche ist eine Gemeinschaft in Vielfalt. Es geht nicht darum, dass alle gleich sein müssen. Vielmehr sollte sie eine Gemeinschaft sein, in der jeder und jede ihren Platz finden kann und willkommen ist. Vielerorts - auch hier in der Pfarreiengemeinschaft - ist sie das auch.
Und doch gilt es, dass sich alle immer wieder darum bemühen, dass Kirche eine Gemeinschaft ist, in der jeder seinen Platz finden und in der die Frohe Botschaft wirklich erlebt werden kann.
Bild: Pixabay

Gedanken zum 2. Sonntag im Jahreskereis C
Rot oder weiß, trocken oder süß, oder Gänsewein – Geschmackssache
So was Doofes, da will man richtig feiern, und dann gibt’s keinen Wein mehr zu trinken. Der Wein ist zwar nicht die Hauptsache an deiner Hochzeit, aber ganz ohne? Nun ja, Biertrinkern wird das ziemlich egal sein und sicherlich gibt es auch andere Sachen, die den Durst löschen.
Aber was muss das für eine Blamage für den Bräutigam damals in Kana gewesen sein, als der Wein ausging, zumal die Hochzeiten wie es im Orient immer noch oft ist, über mehrere Tage gefeiert wurden und dann mittendrin keinen edlen Rebensaft….
Maria bemerkt es, vielleicht wurde es ihr gesagt, vielleicht war es ihr mütterlicher Instinkt, auf jeden Fall macht sie kein großes Aufhebens, sondern geht zu den Dienern und sagt: „Was ER euch sagt, das tut.“ Nachdem sie von Jesus eine Abfuhr bekommen hatte. „Was willst du von mir. Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Aber Jesus lässt sich dann doch darauf ein, als die sechs Wasserkrüge mit je ungefähr 100 Litern vor ihm stehen. Er vollbringt sein erstes öffentliches Wunder!
Jesus zeigt seine göttliche Macht, es ist schon viele Jahre her, als die wiesen aus dem Morgenland ihm gehuldigt hatten, als sie seine Göttlichkeit erkannt hatten und er sich als kleines Kind der Welt geoffenbart hat. Jetzt bei der Feier in Kana, offenbart er sich wieder, eben mit seinem ersten Wunder.
In den nächsten Wochen werden wir in den Evangelien noch mehr Offenbarungen der Vollmacht Jesu hören, die ihm von seinem himmlischen Vater gegeben wurde.
600 Liter Wein aus Wasser zu machen ist ein Wunder, aber Tote wieder zum Leben zu erwecken, ist göttlich.
Egal, ob du lieber weißen oder roten Wein magst, denk doch beim nächsten Gläschen daran, es ist ein Geschenk Gottes, Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit, viel Schweiß dem Weingarten abgerungen und nicht einfach aus dem Wasserkrug geschöpft.

Gedanken zur Taufe des Herrn
Achtung, großartig!
Für alle Wintersportfans ist an diesem Wochenende im Fernsehen wieder so einiges geboten. Biathlonfans werden ihren Lieblingssportlern bei jedem Schießen die Daumen halten, dass sie wieder schnell genug und fehlerfrei auf die Strecke kommen. Und die Fans aller möglichen anderen Disziplinen werden sich freuen, wenn „ihr“ Team oder Athlet mindestens eine Tausendstelsekunde schneller ist, als die Konkurrenz.
Eines haben aber alle Wettkämpfe gemeinsam: Manchmal sind wirklich die kürzesten Augenblicke ausschlaggebend dafür, ob jemand am Ende im Rampenlicht steht oder nach hinten durchgereicht wird.
Auch im heutigen Evangelium ist ein einziger, Augenblick entscheidend, der Jesus ins Rampenlicht stellt: Während er von Johannes im Jordan getauft wird, öffnet sich der Himmel, der Heilige Geist kommt auf ihn herab und eine Stimme spricht: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Ein dichter Moment, der zeigt: Dieser Mensch, der der da gerade zwischen so vielen Anderen zum Jordan gekommen ist, ist jemand ganz Besonderes: Gottes Sohn!
Doch es geht keineswegs darum, alleine Jesus heraus zu heben und alle Anderen im Schatten stehen zu lassen. Vielmehr zeigt dieser Ausschnitt aus dem Evangelium: Wir alle sind durch die Taufe Kinder Gottes.- Zumal Jesus an anderer Stelle von Gott nicht nur als seinem, sondern als unser aller Vater spricht. Vor Gott ist jeder etwas ganz besonderes, einmalig und mit Würde ausgestattet. - Unabhängig von der je eigenen Leistung und egal ob sich jemand gerade auf der Licht- oder Schattenseite des Lebens befindet.

Gedanken zum 2. Sonntag der Weihnachtszeit
Ich sitze am Küchentisch und schreibe an der Predigt. Aus dem Wohnzimmer dringt ein ständiges monotones Gebrabbel an mein Ohr. Mein Sohn sieht sich ein Video im Internet an, in dem ein junger Mann alles kommentiert, was er gerade in einem Computerspiel macht. „Benedikt, kannst du bitte deine Kopfhörer aufsetzen, wenn du YouTube schaust?“
Wir leben in einer wortreichen Zeit. Noch nie sind auf die Menschen so viele Worte hernieder geprasselt wie heute. Es wird alles bequem fotokopiert und tausendfach abgezogen und millionenfach gedruckt ins Internet gestellt und per Handy verteilt, Wichtiges und Unwichtiges, Wahres und Falsches.
Alles flattert uns täglich entgegen. Es ist schwierig geworden, das herauszufinden, was einen wirklich noch persönlich betrifft. Die Wort-Flut in Funk und Fernsehen, in Büchern, Zeitschriften und Postwurfsendungen und Emails prasselt täglich nur so auf uns nieder.
Und da heißt es nun heute im Evangelium: “Im Anfang war das Wort ...”
Plötzlich, unter all den zahllosen Wörtern: d a s WORT!
Es muss ein ganz wichtiges Wort sein, ein Wort, das alle angeht, weil es ganz am Anfang steht, weil alles durch dieses Wort geworden ist. In ihm war das Leben, das Licht.
Was war das für ein wichtiges Wort? Es bestand nicht nur aus Buchstaben. Es besteht aus Fleisch und Blut, aus Geist und Sinn, aus Vollmacht und Kraft. Der Evangelist Johannes verrät uns, wer dieses wichtige Wort ist:“... und das Wort war Gott.” Es war Gottes Sohn.
Also ein Wort, das nicht irgendetwas bezeichnet, einen Gegenstand vielleicht, sondern eine Person, eine Persönlichkeit, die Persönlichkeit überhaupt.
Er tritt uns entgegen als Wort, als einer, der uns etwas zu sagen hat, als einer, der überhaupt das Sagen hat. Das ist ja wohl das Kennzeichen Gottes: dass er spricht. Da haben sich ja schon die alten Israeliten über ihre Nachbarvölker und deren Götzenbilder amüsiert: “Sie haben einen Mund und können doch nicht reden.” Das Volk Gottes aber hat zwar keine Götterstatuen, dafür aber einen Gott der redet: zu einzelnen Menschen, zu den Propheten, manchmal zum ganzen Volk.
Wozu spricht Gott?
Um sich zu offenbaren, um sich den Menschen vorzustellen, um sich preiszugeben in seinen Gedanken und in seinem Wesen. Gott spricht und wirbt damit um Vertrauen. Er will, dass wir ihn kennen lernen, seine Güte, seine Treue, seine Liebe. Und es geht ihm in seinem Wort um uns, für die er spricht. Er will uns damit Geborgenheit und Sicherheit geben. Er will uns trösten und Mut machen. Er will uns in unseren Fehlern und Irrwegen korrigieren. Er will uns führen. Darum redet er uns manchmal auch gehörig ins Gewissen.
Und er spricht zu uns über die Zukunft, über seine Zukunft, die auch unsere Zukunft sein soll. Er wird die Schöpfung vollenden. Er wird Gottes Reich errichten und uns als seine Kinder annehmen. Dafür gibt er uns sein Wort.
“Ein Mann - ein Wort”, so sagen wir manchmal und meinen damit eine Tugend: dass ein aufrechter Mensch zu seinem Wort steht.
“Ein Gott - ein Wort”. Gott wird sein Wort niemals brechen. Er wird es wahr machen. Sein Wort gilt. Gott macht keine leeren Worte. Gott spuckt nicht Buchstaben. Er steht hinter seinem Wort. Er identifiziert sich total mit seiner Botschaft. Was er sagt, das ist ein Stück von ihm selbst.
“Im Anfang war das Wort, und das Wart war bei Gott, und das Wort war: Gott.”

Gedanken zur Heiligen Familie
Eine perfekte Familie?
Die letzten zwei Tage hörten wir vom neu geborenen Jesuskind, das in alle Schwierigkeiten, mit denen sich seine Eltern in Bethlehem konfrontiert sahen, übergroße Freude hineingebracht hat. Die Engel jubeln über die Geburt des Gottessohnes und die Hirten erzählten allen voll Begeisterung weiter, was sie erlebt hatten.
Und heute, am zweiten Weihnachtsfeiertag, dem Fest der Heiligen Familie, begegnet uns dieses Kind als Zwölfjähriger. Nur dass er es diesmal ist, der seinen Eltern Unannehmlichkeiten bereitet. Ganz interessiert an dem, was die Schriftgelehrten im Tempel so erzählen und diskutieren bleibt er dort, anstatt mit seinen Eltern wieder in Richtung Heimat zu ziehen. Den Schrecken und die Sorge von Maria und Josef um das verschwundene Kind kann man sich nur zu gut vorstellen. Umso bemerkenswerter finde ich, wie Maria reagiert, als sie Jesus wieder im Tempel findet. Sie hält ihm keine große Standpauke - wenngleich das in ihrer Situation durchaus nachvollziehbar gewesen wäre, zumal ihr Sohn auf ihre Sorge in keiner Wiese eingeht. Wohlbehalten kehren alle drei nach Nazareth zurück und Jesus erlebt dort eine glückliche Kindheit.
Für mich steckt in dieser Bibelstelle sehr viel, was Familie auch heute noch ausmacht oder ausmachen könnte: Es geht nicht darum, dass eine Familie immer perfekt ist uns alles glatt läuft – das war auch bei der Heiligen Familie nicht der Fall, wie diese Kindheitserzählung über Jesus zeigt. Viel wichtiger ist, dass sie ein Ort der Nähe, der Geborgenheit und des Vertrauens ist, an dem keiner vergessen oder übersehen wird. Ein Ort, der aber auch Freiräume zulässt, sich zu entwickeln und zu lernen, eigene Fehler zu machen und trotzdem zu wissen, wo man immer wieder hinkommen kann - egal was passiert.