Gedanken zu Sonntag – 27.06.2021 – 13. Sonntag im Jahreskreis – Mk 5,21-43
„Habt ihr noch keinen Glauben?“ - Das hat Jesus die Jünger im letzten Sonntagsevangelium gefragt. Nach der Stillung des Seesturms. Sie gaben keine Antwort, kein Glaubenszeugnis.
Und bevor Jesus die Elemente beherrscht hat, war da von Glauben und Vertrauen der Jünger nicht viel zu spüren.
Im Evangelium dieser Woche begegnet uns jetzt eine Frau, die bisher nur von Jesus gehört hat.
Eine Frau, bei der eigentlich verständlich wäre, wenn sie an nichts mehr glauben, auf nichts mehr hoffen, auf nichts und niemandem mehr vertrauen würde.
Eine Frau, die zwölf Jahre Heilung suchte, bei allen Ärzten, bei allen Heilern, mit all ihrem Vermögen, all ihrer Kraft und Zeit, allem, was sie aufbringen konnte.
Eine Frau, die genauso gut eine Aussätzige hätte sein können. Denn auch mit einer Dauerblutung war sie unrein. Eine Unreinheit, die sich durch Berührung übertrug. Wer wollte sie berühren, wenn er dann selbst unrein würde?
Eine Frau, die körperlich und psychisch litt, die durch die Blutung ausgezehrt war, und durch die Isolation.
Eine Frau, die trotz all dem glaubt und vertraut, dass Jesus sie heilen wird.
Eine Frau, die so sehr an diese Chance glaubt, dass sie sicher ist: eine Berührung reicht. Eine Berührung seines Gewandes.
Eine Frau, die sich so sicher war, dass sie die Gefahr auf sich nahm, sich den Zorn Jesu und der Volksmenge auf sich zu ziehen.
Was für ein Glaube…
Ein Glaube gegen alle Vernunft.
Ein Glaube, wie ihn weder die Jünger zeigen, noch im weiteren Verlauf der Geschichte, die Hausangehörigen des Jairus, dessen Tochter gestorben ist.
Ein Glaube einer Frau am Rand, ausgestoßen, gering geschätzt und unbeachtet.
Ein Glaube, den man nicht erwarten würde.
Ein Glaube, der da ist, ohne dass es je einen Beweis gab, nur Verkündigung.
Ein Glaube, der zur Tat bewegt, der Mut und Hoffnung weiter leben lässt.
Ein Glaube, der rettet.
Lied: Jesus berühre mich