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Gedanken zum Sonntag 25.07.21 - 17. Sonntag im Jahreskreis - Eph 4,1-6

Eigentlich ist die Botschaft Jesu, der Auftrag an seine Jünger klar: Liebt einander! Liebt selbst eure Feinde! Menschen mit Liebe und Respekt zu begegnen, einander so zu unterstützen, wie man geliebte Personen unterstützt, das soll das Erkennungszeichen der Christen sein. Vor allem untereinander.

Aber: schon die Briefe der Apostel und ihrer Schüler zeigen ein anderes Bild der frühen christlichen Gemeinden. Nicht anders als heute gibt es immer wieder Streitigkeiten, sei es über die Auslegung der Lehre oder der Erzählungen über Jesus, sei es über die Frage, wer dazu gehört oder über die Frage, wer die Macht hat.
Die meisten Briefe haben genau so eine Unstimmigkeit zum Anlass um überhaupt geschrieben zu werden. Oder die Warnung und Ermahnung es gar nicht so weit kommen zu lassen.

Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens! Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung in eurer Berufung: ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist. (Eph 4,2-6)

Eigentlich ist auch dem Text des Epheserbriefes nichts mehr hinzuzufügen. Auch er ist klar: Seid euch einig, seid friedfertig, demütig. Das heißt nicht, dass alle einheitlich sein müssen, dass sich alle irgendwem unterwerfen sollen oder immer klein beigeben.
Gemeinsam, auf Augenhöhe, als Einheit soll der Weg im Glauben beschritten werden. Das ist mit Mühe verbunden, das ist ein Ringen und manchmal auch (nur?) ein Kompromiss.
Wichtig ist, dass alle dabei sind, jeder in seiner Eigenheit und Besonderheit, aber doch alle am gleichen Strang ziehend; und dass alle einander ertragen, auch wenn das sicher nicht immer leicht ist. Und doch verdient jeder Mensch Respekt, wie sehr man ihn auch ertragen muss.

Der Text ist klar und deutlich und viel mehr gibt es für ein christliches Zusammenleben und - wirken nicht zu sagen.
Aber: Wie ernst wurde dieser Aufruf zur Einigkeit seither gesehen - und dabei rede ich nicht von Kirchenspaltungen, sondern von den kleinen menschlichen Zwistigkeiten, die es in jeder Gemeinde in der Vergangenheit und heute gab und auch noch gibt.

Wie ernst nehme ich diesen Text in meinem Umgang mit meinen Mitchristen?
Wie sehr bemühe ich mich, sie in Liebe zu ertragen?
Wie sehr will ich überhaupt mit ihnen zusammen an einem Strang ziehen, eine Einheit / eins sein?

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