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Gedanken zu Sonntag – 20.06.2021 – 12. Sonntag im Jahreskreis – Mk 4,35-41

Über 30 Grad Celsius Mitte Juni. Gerade noch war es uns im Mai zu kalt, jetzt stöhnen wir unter der ersten Hitzewelle des Jahres. Und hätten sich manche im April und Mai mal etwas beständigeres Wetter gewünscht, denken wir jetzt schon wieder: Es könnte doch mal wieder regnen. Der Garten wird schon wieder zu trocken.

Aber: Das Wetter können wir nicht machen. Weder Hitze noch Kälte, weder Regen noch Sonne. Wir können keinen Sturm, kein Unwetter verhindern.
Auch wenn wir durch Umweltverschmutzung und CO2- Ausstoß den Klimawandel verursachen, können wir doch die Folgen der Erderwärmung nicht bestimmen. Auch wenn unsere Computer Vieles vorausberechnen können, auch wenn sie dabei immer besser werden, können wir nicht vorher sagen, wo ein Gewitter genau am heftigsten wird und welche Häuser, Gärten oder Felder Schaden nehmen werden.

Egal wie gut wir uns wappnen, wie viele Deiche wir bauen, wie gut gerüstet unsere Verkehrsmittel sind und wie viel Technik und Chemie wir in den Himmel schießen, ins Meer streuen oder wohin auch immer, bisher haben wir Menschen das Wetter und seine Folgen nicht in der Hand.

Die Jünger kennen das Wetter auf dem See Genesareth. Sie kennen ihre Boote und sie wissen, was ein heftiger Wind in der Nacht auf ihrem See anrichten kann. Und Jesus schläft einfach!?
Sie sind damit beschäftigt ihr Boot und ihr Leben zu retten, und Jesus schläft!?
Gegen die Wellen und den Sturm können sie nichts ausrichten, mit all ihrer Erfahrung. Sie werden das Boot nicht halten können. Und Jesus schläft!?

Und natürlich haben die Jünger Angst um ihr Leben. Sie wecken Jesus, sie schreien.
Und Jesus…
Bleibt weiter cool. Gelassen. „Schweig, sei still!“ Ein Befehl an Wind und Wellen. Einfach so.
Kein langes Gebet, kein Zauber, kein Erheben der Hände wie bei Mose und dem Roten Meer.
Einfach nur ein Wort: „Schweig, sei still!“

Normalerweise würden wir Jesus doch für verrückt erklären. Vielleicht angesichts des sicheren Todes vor lauter Angst übergeschnappt.

Aber das Wunder geschieht und Wind und Wellen schweigen still.

Und Jesus bleibt genauso cool wie davor. Als wäre das völlig normal. Kein Wort der Erklärung. Nur zwei Fragen: „Warum habt ihr solche Angst?“ und „Habt ihr noch keinen Glauben?“

Die Jünger hingegen werden erneut unruhig: Wer ist denn Jesus, wenn er so etwas kann?“

Das Markusevangelium schweigt dazu, aber für gläubige Juden kann es da nur eine Antwort geben: nur Gott kann dem Wind und den Wellen Befehle erteilen.
Vor allem nur mit einem Wort, wie als er die Welt nur durch sein Wort ins Dasein rief.

Wenn Jesus Menschen durch Wunder heilt, dann war das etwas, was noch irgendwie im Bereich des menschenmöglichen lag, aber wenn er den Elementen befiehlt und sie gehorchen, erweist er sich wirklich als der allmächtige Gott selbst. Kein Wunder, dass sich die Jünger fürchten.

Jesus zeigt nur selten diese Macht. Er ist meist ganz menschlich. Und tut in diesem Rahmen besonderes. Meist verzichtet Gott als Mensch darauf seine Macht auszuspielen.
Aber er hat sie nicht verloren. Gott ist als Mensch nicht ohnmächtig, weil es ihm nicht anders möglich wäre, sondern weil er auf seine Allmacht absichtlich verzichtet.

Und doch setzt Jesus diese Macht hier ein, nicht für sich, aber für andere...

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